Zwillingsfigurenpaar "ere ibeji"
Beschreibung
Holz, satte rotbraune Patina, Rotholzmehl “osun”, min. Reste von indigoblauem und weißem Pigment, sechs Stränge mit Glasperlen/Kokosscheibchen, mit frei stehenden Füßen auf hohen Sandalen stehend, die männliche Figur beschnitzt mit Armringen und islamischem Dreieck “tirah”, zugespitzte Münder mit gefeilten Zähnen, Gesichtszüge berieben (durch regelmäßiges Bestreichen mit Speiseopfern und unzählige Gesichtswaschungen), min. best., linkes Bein/Fuß der männlichen Figur rep.(?);
wenn ein Zwilling starb, befragten die Eltern den Priester des “ifa”-Orakels, welchen Schnitzer sie mit der Herstellung eines “ere ibeji” beauftragen sollen. Sobald dies feststand, wurde am Fuße eines “ire ona”, des Baumes aus dessen Holz die Figur geschnitzt werden sollte, ein Hahn geopfert. Üblicherweise war das “ibeji” innerhalb einer Woche fertiggestellt. Der Schnitzer mußte nur das Geschlecht des Kindes und die Skarifikationsmale der jeweiligen Gruppe berücksichtigen, hatte ansonsten aber künstlerische Freiheit bei der Gestaltung der Figur. Nach Fertigstellung wurde das “ibeji” für einige Tage in einen Sud aus Wasser und zerstampften Blättern gelegt, um die Seele des verstorbenen Kindes herbeizurufen. Nach dem Trocknen wurde es mit einer Mixtur aus Sheabutter und Palmöl, “ero” genannt, eingerieben. Mit einem großen Fest im Hause des Schnitzers und einem abschließenden Opfer an “ogun” wurde die Figur schließlich der Mutter übergeben. Die Figur war durch die Prozedur zur neuen Heimstatt für die Seele des verstorbenen Kindes geworden und ermöglichte es ihm für die Lebenden präsent zu bleiben.