Zwei weibliche Schreinfiguren "alusi"
Beschreibung
Holz, graubraune Patina/Rotholzmehl, Kaolin, schwarze Farbe, beide Figuren nahezu identisch ausformuliert: die gleiche Köperbildung und -haltung zeigend, den gleichen Schmuck tragend (massive Fußringe, mehrreihige Halsketten), die Gesichtszüge stammestypisch mit Kerbschnitt-Tataus an der Stirn, Frisuren mit massivem kammartigem Aufbau und Stirnlocken in Form von konzentrischen Kreisen, der Nabel jeweils auffallend betont; die größere Figur ist mit einer dicken Schicht Rotholzmehl überzogen, der kleineren Figur fehlt dieser Überzug, sie weist Reparaturstellen auf (linker Arm und vertikaler Riß im Oberkörper mit Metallstiften verklammert), sie zeigt Spuren von Insektenfrass (beide Arme) und weist größere (linke Brust) und kleinere Fehlstellen (Nase, Mund, Frisur) auf, beide Figuren sind auf Metallplatten montiert;
diese großen plastischen Figuren, die oft paarweise auftreten, oder sich nach dem Vorbild der Familie (Ehemann, Frauen, Kinder, Boten und “ikenga”) aus einer ganzen Figurengruppe zusammensetzen, wurden in den Heiligtümern oder in den “m’bari” genannten Ruhehäusern der Männer aufbewahrt. Sie werden “alusi” genannt und spezifizieren durch den Narbenschmuck und ihre Attribute den Rang dessen, den sie darstellen. Dies können große Ahnen und Gründerväter sein, deren Andenken man bewahrt, oder Gottheiten des Dorfes oder des Marktes. Für große Feste werden sie stets neu bemalt, und treten dann in der Tracht der Igbo bekleidet auf.
Da die Igbo keine administrative Institution besitzen, die Konfliktsituationen zwischen Einzelpersonen oder Sippen regeln, kommt den “alusi” die Aufgabe zu, zu entscheiden, ob eine Beschwerde begründet ist oder nicht. Der Beklagte muß einen Schwur im Heiligtum leisten und das Orakel spricht, indem er krank wird, wenn er gelogen hat. Es gab “alusi” die so berühmt für ihre Wirksamkeit waren, daß man von weit her zu ihnen kam, um seine Streitigkeiten zu klären.