Zauberfigur "nkisi nkondi"
Börrisson Family Estate, Sweden
Peter Willborg, Stockholm, Sweden (1991)
Beschreibung
Holz, Holz, min. Spuren von Insektenfraß
Peter Willborg bezeichnete diese fein gearbeitete Figur einmal als „die vielleicht beste Figur“ seiner Sammlung. Er kaufte sie 1991 von der Witwe des Sohnes von Niklas Börrisson, die damals bereits hoch in den 80ern war. Mit dem Erlös aus dem Verkauf der Sammlung sollte die örtliche Missionskirche unterstützt werden, die dringend einer Renovierung bedurfte.
Carl Niklas Börrisson (1862-1928), war zwischen 1894 und 1907/08 Missionar der schwedischen „Evangeliska Fosterlands-Stiftelsen“ in der Gegend von Kinkenge im Land der Bwende tätig. In dieser Zeit entwickelte er sich zu einem passionierten Sammler afrikanischer Artefakte. Es wird geschätzt, dass etwa die Hälfte des Kongo-Materials, das sich derzeit im Ethnographischen Museum in Stockholm befindet, von ihm zusammengetragen wurde.
Nach seiner Rückkehr nach Schweden, reiste er mit einem Bus durchs Land, wo er seinen staunenden Landsleuten die geheimnisvollen afrikanischen Objekte präsentierte und Geschichten dazu erzählte.
Börrisson verfasste auch einen Katalog, in dem er für alle Stücke ihre lokalen Namen verwendete und meist auch ihre Funktion erklärte. Der Katalog erschien 1925 und war bemerkenswerterweise nicht nur auf Schwedisch sondern auch in der Bantusprache Kikongo verfasst.
Auf den ersten Blick ist die Figur „nackt“, das heißt ohne zauberkräftige Ladung. Die rudimentär angelegten Arme lassen jedoch vermuten, daß die magische Ladung einst um den Leib gebunden war. Die Figur ist zudem der Länge nach durchbohrt, vom Kopf durch den Körper bis in die scheibenförmige Bodenplatte.
Ein „nkisi“ (auch „nkishi“, pl. „minkisi“/ „mankishi“) ist ein Objekt, das mit magischen Substanzen „bilongo“ aufgeladen und von einem mächtigen Geist bewohnt wird. Die figurale Form eines „nkisi“, „nkondi“ genannt, stellt die mächtigste Form dieser magischen Objekte dar.
Die Figuren wurden vom „banganga“ (Meister/ Priester des „minkisi“) entsprechend magisch aufgeladen und dazu verwendet, die Mitglieder der Gemeinschaft gegen Krankheit, Hexerei und Unfruchtbarkeit zu schützen. Sie konnten sogar Erfolg bei der Jagd bewirken oder auch im negativen Sinne eingesetzt werden, etwa um einem anderen Menschen Böses zuzufügen.
Vergleichsliteratur
Tollebeek, Jo (ed.), Mayombe, Tielt 2010, p. 106 ff.Publikationen
Tribal Art Magazine, #94, Winter 2019, p. 51AHDRC: 0170775