Weiblicher Tanzaufsatz "d'mba"
Charles Wentinck, Saumane, France
Morat-Institut für Kunst- und Kunstwissenschaft, Freiburg i. B., Germany
Adrian Schlag, Brussels, Belgium
Alfons Bermel, Berlin, Germany (2006)
Jean-Hugues Rinck, Haguenau, France
Beschreibung
Holz, rest. (Nase), beschriftet “A-001”
Dieser Typus eines überdimensional großen Tanzaufsatzes in Form einer weiblichen Büste auf vier Beinen gilt weithin als eines der herausragendsten Werke der afrikanischen Kunst.
Bei den Baga Sitemu wird dieser Kopfschmuck d’mba" genannt, in der Literatur ist er im Allgemeinen als “nimba” bekannt. Sein Pukur-Name ist “yamban”.
“D’mba” ist die abstrakte Verkörperung der idealsierten Frau, sowohl was ihre Rolle in der Baga-Gesellschaft, als auch ihr Erscheinungsbild betrifft. Sie wird als Urmutter verehrt. “D’mbas” flache, hängende Brüste sind Symbol für Mutterschaft und demonstrieren den selbstlosen Einsatz, mit dem sie zahlreiche Kinder großgezogen hat. Sie verkörpert in übersteigertem Sinne das Idealbild der Frau auf dem Höhepunkt ihrer Schönheit, körperlichen Kraft und Fruchtbarkeit.
Obwohl “d’mba” im Sinne der Baga weder ein Geistwesen, noch eine Gottheit ist, so ist sie doch ein Wesen von unbestreitbar spiritueller Kraft. Die Baga begreifen “d’mba” als eine Art “Mahnmal mit Vorbildfunktion”. Sie soll junge Frauen dazu anregen Kinder zu gebären und sie bis zur Erlangung ihres Erwachsenstatus zu umsorgen. Junge Männer soll sie zu Bestleistungen bei der gemeinsamen landwirtschaftichen Arbeit animieren und die Ahnen soll sie gemahnen zur Erhaltung des Gemeinwohls beizutragen.
Bei den Aufführungen wurde der massive Kopfschmuck mit einem Kostüm aus Stoff und üppigem Grasfaserrock getragen. In früheren Zeiten wurden die “d’mba”-Maskentänze mindestens zweimal im Jahr durchgeführt, zur Zeit des Anpflanzens und zur Erntezeit. “D’mba” trat zudem bei festlichen Anlässen wie Hochzeiten, Geburten und Beerdigungen auf und soll auch zu Ehren besonderer Gäste getanzt worden sein.
Vergleichsliteratur
Lamp, Frederick, Art of the Baga, New York 1996, p. 155 ff.Publikationen
AHDRC: 0055956