Weibliche Gesichtsmaske "okuyi" oder "mukuyi"
Julius Konietzko (1886-1952), Hamburg, Germany (1933)
Lore Kegel (1901-1980), Hamburg, Germany
Boris Kegel-Konietzko (1925-2020), Hamburg, Germany
Kegel-Konietzko & Dorn, Hamburg, Germany
Beschreibung
Holz, weißes und pinkfarbenes Pigment, Sockel
Die handschriftlich aufgebrachte Inventarnummer „MP1“ (= Mpongwe 1) wurde von Lore Kegel vergeben und bezeichnet die erste, der von ihr inventarisierten Masken aus der Region.
Die Maske wurde publiziert in einem Artikel im Hamburger Anzeiger vom 1. November 1952, in dem über die frühe Sammlertätigkeit Lore Kegels mit ihrem ersten Mann Julius Konietzko in den 1920er Jahren und die in ihrer Blankeneser Villa zusammengetragenen “exotischen” Kunstschätze, vor allem aus Afrika, berichtet wird.
Diese besonders expressive Maske gehört zu den sogenannten “Weißen Masken vom Ogooué”, auch wenn die Kaolinschicht, die das Gesicht typischerweise überzieht, nur noch in Resten vorhanden ist.
Die “okuyi” oder “mukuji” genannten Masken gelten als Abbild eines jung verstorbenen hübschen Mädchens. Die weißen Gesichter lassen an Totenmasken denken, was nicht nur durch ihre Farbe, sondern auch durch die stets wie geschlossen wirkenden, schmal geschlitzten Augen indiziert wird. Die Maske trat hauptsächlich bei Trauerfeierlichkeiten auf.
Der Maskentänzer war fast vollständig verborgen unter einem Stoffkostüm, in einer Hand hielt er eine Art Fliegenklatsche “mwandzu”. Er erhob sich auf zwei bis vier Meter hohen Stelzen und sprach mit hoher schriller Geisterstimme durch ein Geheiminstrument, das aus einem kleinen, mit Membran verschlossenem Kürbis bestand.
Die Masken waren Eigentum der “mwiri”- Männergesellschaft. Laut Perrois sollen sie auch bei öffentlichen Versammlungen eine große Rolle gespielt haben und auch bei der Initiation der Knaben aufgetreten sein. Die Maske war regulatives Organ, sollte vor allem bei Frauen und Kindern für Gehorsam und angemessenes Verhalten sorgen. Für lange Zeit wurde auf diese Weise die soziale Ordnung innerhalb der unterschiedlichen ethnischen Gruppen im südlichen Gabun aufrecht erhalten, bis im späten 19. Jh. die europäischen Missionare ankamen.