Übermodellierter Ahnenschädel
Heinz Plester, Gladbeck, Germany
Lempertz, Brussels, 22 January 2013, lot 177
Beschreibung
menschlicher Schädel, Kaurimuscheln, Nassaschnecken, Echthaar, Modelliermasse “yiba” (roter Lehm, Kalk, Latex, Öl), Sockel
Übermodellierte Schädel spielen eine wesentliche Rolle, um die Erinnerung an die Herkunft einer Sippe zu bewahren. Durch das Übermodellieren sollten Geist und Lebenskraft wieder in den Kopf zurückfinden, um so der lebenden Generation weiterhin hilfreich zur Seite stehen zu können.
Die nachmodellierten Schädel der Iatmul gehören zu den schönsten ihrer Art und die Gesichtszüge sind im allgemeinen so gut wiedergegeben, daß man den Verstorbenen auf der Stelle wiedererkennt. Individualität ist für die Iatmul ein zentrales Moment der Ahnenverehrung. Sogar die Gesichtsbemalung, die der Verstorbene zu Lebzeiten bei Zeremonien und Festlichkeiten getragen hatte, wurde wiedergegeben.
Die übermodellierten Schädel wurden auf besonderen Schädelgestellen im Männerhaus - zu dem Frauen und Kinder keinen Zutritt haben - aufgestellt. Nur bei den Totenfesten wurden sie üppig geschmückt und öffentlich umhergetragen.
Nicht nur die Schädel von Familien- und Gründungsahnen, sogar die Schädel von Feinden wurden in dieser Weise behandelt. Sie dienten als Trophäe, als Beleg für Kriegskunst und Tapferkeit ihrer Besitzer.