Totenmaske "kaka-paraga"
Artur Rösler, Clausthal-Zellerfeld, Germany
Beschreibung
Holz, mittelbraun patiniert, bemalt mit rotem, schwarzem und weißem Pigment, helmförmige Maske mit dreieckigem Kinn und hutartigem Aufsatz, die T-förmige Brauen-/Nasenzone flankiert von kleinen Sehöffnungen, eingeritzter Mund mit Zickzack-Kontur, das Gesichtsfeld bemalt mit asymmetrischer Ornamentik, in Streifen angelegte Fischgratmuster am Hinterkopf, min. best., kleinere Fehlstellen (Nase, Kinn), Risse (v. a. rückseitig), ebenda rep. (durchgehender vertikaler Streifen ergänzt und mit Masse verstrichen);
außerordentlich seltener Maskentypus !
Die vollständig aus Holz geschnitzte Helmmaske, findet sich innerhalb Ozeaniens ausschließlich auf den Witu-Inseln und ist in westlichen Sammlungen äußerst selten zu finden. Es dürfte eine Qual gewesen sein, die röhrenförmig enge, rundum geschlossene Maske zu tragen. Ihr Vorbild waren augenscheinlich leichte, fast zylindrische Masken aus Baumbast.
Nach Ingrid Heermann wurden sie bei Totenzeremonien verwendet. Die Träger der Masken wurden “namo” genannt (Baessler-Archiv, Bd. XIX, 1971, S. 59). Die Bemalung (gebogene Linien) wird mit Trauer oder Tränen in Verbindung gebracht. Für den europäischen Betrachter vermitteln die Masken in jedem Falle den Eindruck von Geschlossenheit, Ernst und Konzentration. Laut Tibor Bodrogi stehen die Totenmasken stilistisch den von den Siassi-Inseln kommenden “tumbuan”-Masken nahe und einzelne Dekormotive weisen teils zum Kilengi-Raum, teils zu den Tami-Inseln.
Die Witu-Inseln (vormals auch “Französische Inseln”) sind eine Inselgruppe von acht Vulkaninseln, nördlich von Neubritannien im Bismarck Archipel, die zu Papua-Neuguinea, Provinz West Neu Britannien gehören. Die Inselgruppe wurde im Juni 1643 von Abel Tasman entdeckt.
Von 1885 bis 1899 gehörten die Witu-Inseln zum Deutschen Schutzgebiet und von 1885 bis 1914 zur Kolonie Deutsch-Neuguinea. Während der deutschen Kolonialzeit bestanden hier Kakao- und Kokosplantagen der Neuguinea-Kompagnie. 1914 wurden die Inseln von australischen Truppen erobert und standen von da an unter australischer Verwaltung. Seit 1975 sind sie Teil des unabhängigen Staates Papua-Neuguinea.
Victor (Mordechai) Goldschmidt (1853-1933) war Hütteningenieur, der sich bis ins hohe Alter der Mineralogie eng verbunden fühlte. Er ist der Verfasser des 18-bändigen Standardwerkes “Atlas der Krystallformen”. Er war verheiratet mit Leontine Porges, Edle von Portheim, aus Prag. Gemeinsam mit seiner Frau machte er 1894/95 eine Weltreise, von der sie zahlreiche ethnographische Stücke mitbrachten. Diese bildeten den Grundstock der späteren Sammlungen für das 1916/1919 von ihnen gegründete Völkerkundemuseum der “von-Portheim-Stiftung” in Heidelberg. Es ist zudem belegt, dass Goldschmidt für seine persönliche Ozeanien-Sammlung bereits vor der Museumsgründung über Jahrzehnte hinweg Erwerbungen bei Johann Friedrich Gustav Umlauff (1833-1889) in Hamburg und bei William O. Oldman (1879-1949) in London vorgenommen hat.
Artur Rösler studierte an der Universität Heidelberg Geologie. Er war später Leiter des Instituts für Geologie und Paläontologie der Bergakademie Clausthal.
Über Verbindungen, die bis zu Victor Goldschmidt zurückgehen, ist zu vermuten, dass auch die vorliegende Maske aus dem Nachlass Goldschmidts stammt.