Stelzentritt "tapuva'e"
Ernst von Sieglin (1848-1927), Stuttgart, Germany
Linden-Museum, Stuttgart, Germany (1905)
German Private Collection (1965)
Alexander Kubetz, Munich, Germany
Beschreibung
Holz, handschriftl. aufgebrachte Inventarnr. “49649. Markesas. E.Sieglin.”, Sockel
Nach Auskunft U. Menters erhielt das Linden-Museum diesen Stelzentritt “tapuva’e” 1905 als Geschenk von Ernst von Sieglin, der dem Museum eine umfangreiche - bei J. F. G. Umlauff erworbene - Sammlung übergab. Es wurde am 28.07.1965 vom Linden-Museum im Tausch (an Unbekannt) abgegeben.
Diese Fußauflagen wurden mit geflochtenen Kokosnussschnüren an bis zu zwei Meter langen Holzstangen (“totoko”) befestigt. Die Stelzen, als Ganzes, “vaeake” genannt, wurden paarweise getragen und sind üblicherweise mit “tiki”-Figuren beschnitzt.
Vorführungen mit Stelzen waren auf den Marquesas sehr beliebt. Langsdorff berichtete im Jahr 1813: “dass eine der beliebtesten Vergnügungen der Marquesaner das Laufen auf Stelzen ist […] Bei ihren großen Volksfesten laufen sie […] um Wetten, bei denen jeder versucht, den anderen zu kreuzen und zu stürzen; gelingt dies, wird der Gestürzte zur Lachnummer der ganzen Gesellschaft. Wir waren um so mehr erstaunt über die Geschicklichkeit, mit der sie auf dem Tanzplatz laufen, der mit glatten Steinen gepflastert ist, was die Schwierigkeit sehr erhöhen muss”.
Die Vorführungen fanden bei wichtigen Feierlichkeiten, wie Initiationsfeiern, Hochzeiten, sowie bei Begräbnissen für Häuptlinge und Priester statt. Wettkämpfe zwischen den Meistern der Stämme bildeten das zentrale Element eines der großen Gedenkfeste für die Toten.