Stehende weibliche Figur "kambei"
Beschreibung
Holz, schwarze Glanzpatina, Spiegelglas, Perlenschurz, Halsringe, mit (Militär-)Stiefeln beschnitzt, rest. (Kopfputz), Riss auf der Rückseite, leichte Abriebspuren, Holzsockel;
die im südlichen Sierra Leone lebenden ethnischen Gruppen waren frühzeitig kolonialen Einflüssen ausgesetzt. Oftmals wurden westliche Kleidungsstücke - wie in vorliegendem Falle die Militärstiefel - übernommen und als Symbole von Macht und Autorität eingesetzt.
Unter den frühesten, in Sierra Leone gesammelten Figuren, ist eine Figurengruppe, die vor 1900 von dem britischen Kolonialoffizier T. J. Alldridge erworben und in seinem Buch “The Sherbro and its Hinterland” (1901) beschrieben wurde. Alldridge erwähnt eine Vereinigung der Sherbro die “yassi” genannt wird und deren Hauptaufgabe es war psychische und physische Beschwerden zu heilen. Die Figuren, die von dieser Gesellschaft verwendet wurden, wurden laut Alldridge “minsereh” genannt. Aufgrund dieser einzigen Quellenangabe wurden in der nachfolgenden Zeit alle Figuren die aus dieser Region stammten “minsereh” genannt und mit der “yassi”- Gesellschaft in Verbindung gebracht. Zugleich wurden sie den Mende zugeordnet, deren Sprache jedoch mit der der Sherbro nichts zu tun hat und in deren Wortschatz die Begriffe “yassi” oder “minsereh” überhaupt nicht vorkommen. Bei den Mende gibt es jedoch eine Vereinigung die “njayei” genannt wird und der “yassi”- Gesellschaft sehr ähnlich ist. “Njayei” verwendet männlich/weibliche Figurenpaare, die als “lomba” und “kambei” bekannt sind. Diese Figuren repräsentieren verstorbene Mitglieder des Bundes, als auch Ahnengeister, im Sinne von Gründern des jeweiligen ortsansässigen Bundes. Dieser neuere Forschungsansatz wurde von W. A. Hart begründet und in seinem Aufsatz “Sculptures of the Njayei Society…” dargelegt.