Stehende männliche Figur mit Zeremonialschwert
American Private Collection, New York
Beschreibung
Bronze, aufrechte statische Körperhaltung, starrer Blick aus großen, durch Wimpernkranz akzentuierten Augen, unbekleidet, bis auf eine Kette aus Korallenperlen um den Hals, einen schmalen Gürtel sowie Arm- und Beinringe, großformatige lanzettförmige Skarifikationen in vertikaler Anordnung auf dem Oberkörper, kahl geschorenes Haupt mit einer Art Tonsur, auf hohl gearbeiteter rechteckiger Basis mit Verzierung aus Flechtbändern an den Kanten, kleine Fehlstellen im Guss (Basis), Alterspatina;
frei stehende Figuren wurden erstmals m Jahre 1823 dokumentiert, als Giovanni Belzoni Benin besuchte und einen der Altäre auf einer Zeichnung festhielt. Eine nackte Figur mit ähnlichen Körperskarifikationen wie vorliegende, findet sich im Benin Museum. Die Figur wurde identifiziert als “Ise von Utekon”, einen von “Oba Ozoluas” Schwertkämpfern, der an einem Aufstand gegen den König beteiligt war und letztendlich besiegt wurde.
Zu den bekanntesten und in Benin am meisten verehrten “Obas” gehören die Kriegerkönige “Oba Ozolua” und sein Sohn “Esigie”, die beide im 16. Jh. regierten, und als Nachfolger des ersten sog. Kriegerkönigs “Ewuare” (ca. 1440-1473) maßgeblich an der Expansion des Reiches beteiligt waren. Sie werden gleichsam als Gründerväter des Königtums Benin angesehen. Der “Oba” war der wichtigste Förderer der Kunst, ihm unterstanden die zahlreichen Künstlergilden, die in die streng aufgebaute Hierachie bei Hofe eingegliedert waren. Es gab u. a. die Gilde der Bronzegießer, Schmiede, Elfenbein- und Holzschnitzer, Perlen und Kostümhersteller, Ledermacher usw. Die höfische Kunst Benins erreichte ihren Höhepunkt zwischen dem 16. und 18. Jh. Sie wurde entweder direkt für die Schreine des Palastes geschaffen und bezieht sich auf dessen rituellen Kontext, oder sie stellt Ereignisse der Geschichte Benins dar. Außer Bronze-Köpfen und beschnitzten Stoßzähnen wurden vollplastische figurale Gruppen, reliefierte Platten und schließlich frei stehende Figuren auf den Ahnenaltären des Oba plaziert.