Stehende männliche Figur "bateba phuwe"
Daniel Blau, Munich, Germany
Rolf Müller, Munich, Germany (1997)
Beschreibung
schweres Holz, Verkrustungen mit Kaolin, Fehlstellen, Sockel
Nach dem religösen Weltbild der Lobi leben neben den Menschen verschiedene Gruppen von Geistwesen auf der Erde: Geister der Wildnis und die dem Lebensraum der Menschen zugewandten “thila” (Sing. “thil”). Sie sollen den Menschen im Auftrag des Schöpfergottes beistehen und ihnen bei der Bewältigung von Sorgen und Problemen helfen. Insbesondere regulieren sie mit zahlreichen Geboten und Verboten das Zusammenleben in der Gemeinschaft.
Die “thila” sind unsichtbar. Der Kontakt zwischen ihnen und den Menschen erfolgt insbesondere über Wahrsager. Diese werden konsultiert, wenn ein Lobi sich mit einer bedrohlichen Lebenssituation konfrontiert fühlt und er dahinter übersinnliche Kräfte vermutet, z. B. Hexenzauber oder die Sanktion eines “thil”, gegen dessen Gebote er verstoßen hat. Der Wahrsager wird als Ergebnis einer komplizierten und lang andauernden Prozedur seinem Klienten mitteilen, was dieser zu tun hat. Oft wird ihm auferlegt, eine menschenähnliche Figur herzustellen oder herstellen zu lassen und diese vor dem Haus oder im Schreinraum im Inneren des Hauses aufzustellen.
Diese Figuren werden in der Lobi-Sprache “bateba” genannt. Sie sind für die Lobi lebendige Wesen, die alles sehen und miteinander kommunizieren können und die in das Leben der Menschen aktiv eingreifen.
“Bateba” haben unterschiedlichste Funktionen: “bateba duntundara” (“bateba-Hexen”) beschützen Menschen vor Hexen und Schadenzauberern. “Bateba yadawora” (“traurige bateba”) trauern stellvertretend für ihre Besitzer. Andere “bateba” erfüllen zeitlich befristete Augaben: sie helfen Männern eine Ehepartnerin zu finden; sie helfen Frauen Kinder zu bekommen; sie helfen Krankheiten zu verhüten oder zu heilen und vieles mehr.