Stehende Figur eines "Hermaphroditen"
Schelcher-Beyer, France
Alain de Monbrison, Paris, France
Beschreibung
Holz, braunschwarze, stellenweise krustierte Patina, männliche Merkmale (Bart) und weibliche (Brüste, betonter Nabel, die schützend an den Leib gelegten Hände) in sich vereinend, der schmale Kopf versehen mit Djennenké-Skarifikationsmalen in längsrechteckigen Feldern, besch., Fehlstellen (Basis, rechter Arm), Spuren von Verwitterung und Insektenfrass, rest., auf Sockelblock;
die tatsächliche Funktion der Figur kann nicht bestimmt werden. Es gibt unterschiedlichste Lösungsansätze: es könnte sich um die Darstellung eines “binu”-Priesters handeln, denn die Figur weist weibliche und männliche Merkmale auf und unterstreicht damit die Dualität des totemistischen Priesters des “binu”-Kultes. Die Figur könnte ebenso auf einem “yaipilu”-Schrein gestanden haben, der den Seelen jener Frauen geweiht war, die während der Schwangerschaft oder bei der Geburt gestorben sind. Die von Beopferung herrührende Krustenpatina wiederum könnte darauf hinweisen, dass es sich um einen “vageu” genannten Figurentypus handelt, der auf Familienaltären Aufstellung fand. Beopfert wurde mit unterschiedlichsten Materialien (Blut von Hühnern, Schafen und Ziegen), Hirsebrei, diverse Mischungen von Frucht- und Pflanzensäften. Die Opfermaterialien dienten als Träger von “nyama”, der Lebenskraft, die das physische und psychische Wohlbefinden eines Menschen bestimmt.