Sitzende männliche Figur
Lucien van de Velde, Antwerp, Belgium (2000)
Victor van Craen, Brussels, Belgium
Artcurial, Paris, 22 June 2015, Lot 19
Private Belgian Collection
Beschreibung
Holz, satte, leicht klebrige Patina, Pflanzenfaser, Sockel
Besonders schöne Figur mit ausgewogenen harmonischen Körperformen und individueller asymmetrischer Frisur. Das Gesicht trägt Skarifikationsmale an Wangen und Stirn und einen Bart aus Pflanzenfasern. Zwischen Figur und Sitzfläche ist ein Hohlraum ausgeschnitten, durch den ein Lendenschurz aus Stoff gezogen werden konnte.
Diese Skulpturen werden als “asye usu’s Hocker” bezeichnet, weil die Geister sie als Heimstatt benutzten. Solche Werke stellen idealisierte männliche oder weibliche Figuren auf dem Höhepunkt ihrer körperlichen Blüte dar. Ihre Attraktivität soll die Geister “einladen” darin zu wohnen.
Schnitzer, die mit der Anfertigung einer solchen Figur beauftragt werden, müssen sich strikt an die Vorgaben des Wahrsagers “komien” halten. Denn dieser hat spezielle Anweisungen zu körperlichem Erscheinungsbild, Haltung, Skarifikationen, Schmuck oder Haartracht der Figur in einem Traum direkt von dem “asie usu” Buschgeist erhalten.
Auch die Kunstfertigkeit, mit der eine Figur gearbeitet ist, entscheidet über ihre Effektivität - erhöht die Chancen des “komien”, die Buschgeister bei Prophezeiungen oder bei der Lösung von Problemen zur Mithilfe zu bewegen.
S. Vogel bemerkt: “Die größten, ältesten und aufwändigsten Baule-Figuren wurden als Heimstatt für Götter und Geister geschaffen, die von ihren menschlichen Partner Besitz ergreifen und durch sie Botschaften an die Menschen sendeten.”
Vergleichsliteratur
Vogel, Susan Mullin, Baule, African Art - Western Eyes, New York 1997Publikationen
Schädler, Karl-Ferdinand, Götter - Geister - Ahnen, Ergänzungskatalog, Vienna 1994, fig. 226AHDRC: 0058463