Seltene weibliche Figur, 19. / frühes 20. Jahrhundert
Yves Créhalet, Paris, France
Serge Schoffel, Brussels, Belgium (2011)
Beschreibung
Holz, schöne Patina, rest., Sockel
Vorliegende Figur zeigt stilistische Gemeinsamkeiten mit einer sitzenden weiblichen Bete-Figur, die bei Robbins & Nooter (1989, S. 171, ill. 335) publiziert ist (siehe auch AHDRC 0134498). Dabei besonders markant ist die tiefe, entlang des Rückgrats verlaufende Furche.
Figürliche Plastik aus der Bete-Region ist äußerst selten und ihre genaue Bedeutung und Funktion bis dato ungewiss. Umwälzungen in der Bete-Gesellschaft nach 1920 schränkten die Herstellung und den Gebrauch von Objekten ein, die mit früheren Riten in Zusammenhang standen. Dieser Niedergang geht zum Teil auf die Popularität eines synkretistischen Kultes zurück, der die Zerstörung solcher Bildwerke forderte.
Aus den knappen Felddaten geht hervor, dass an einem geschützten Ort ein Paar großer Figuren aufbewahrt wurde, das die Gründer der Siedlung und der Gemeinschaft darstellen sollte. Dieser Brauch, die Gründervorfahren zu ehren, ist von vielen ethnischen Gruppen Westafrikas bekannt.
Die Bete siedelten in der westlichen Zentralregion der heutigen Elfenbeinküste, am linken Ufer des Sassandra-Flusses. Sie leben in einem dreieckig umrissenen Gebiet, das von den Städten Daloa, Soubre und Gagnoa begrenzt wird.
Nur sehr wenige Forscher haben sich mit diesen Gruppen oder ihrer Kunst beschäftigt. Denise Paulme (1962) stellte fest, dass Statuen in der Region Daloa unbekannt sind. Verwendet wurden sie dagegen im Norden, in der Region Gagnoa, nicht weit von den Gagou- und Guro-Gebieten entfernt, was Holas bei seinen Forschungsarbeiten zwischen 1950 und 1968 herausfinden konnte. Eine Figur wurde in der Nähe von Ouaragahio gefunden und stellt nach Holas eine verstorbene Ahnfrau dar.