Seltene "obu"- Schreinfigur
Beschreibung
Holz, braune Patina, stellenweise stark krustiert, Reste von weißem Pigment, auf detailliert nachgebildetem europäischem Klappstuhl sitzend, beschnitzt mit hohem zylinderartigen Hut, einen aufwändig gearbeiteten Prestige-Stab in der rechten und eine Trompete (Elefantenhorn) in der linken Hand haltend, “ichi”-Narbentatauierungen im Stirn- und Schläfenbereich, min. best., Fehlstellen (beide Füße), Risse (stellenweise spaltartig), rep. (Bruchstellen: beide Unterarme, Hutkrempe am mehreren Stellen);
bei einigen Gruppen der Igbo besaßen Stammesoberhäupter außer ihrem eigenen Wohnhaus zusätzlich Gebäude, die “obu” genannt wurden. Diese fungierten in erster Linie als Versammlungshaus waren aber zugleich “Geisterhäuser”, denn sie beherbergten den kollektiven Ahnenschrein der jeweiligen Sippe, der sie gehörten. Sie waren geschmückt mit Skulpturen von Frauen und Männern unterschiedlichen Alters, dargestellt bei verschiedenen Tätigkeiten: Krieger mit Gewehren, Kopfjäger mit Messer und Trophäenkopf, alte Frauen mit Elfenbeinarmreifen, junge Frauen die Babies säugen und andere Charaktere aus dem täglichen Leben. Um 1930 ging die Tradition der “obu”-Häuser verloren, sie überlebte nur in einigen Versammlungshäusern in Abiriba und Ohafia. Das bedeutendste “obu”- Haus (Asaga Ohafia) beherbergte 32 lebensgroße Figuren, die im Hausinneren und auf der Veranda verteilt standen. Vorliegende, reich mit Prestigegegenständen ausgestattete Figur (Würdestab, Hut, Horntrompete, Stuhl) dürfte einst wohl in solch einem “obu”- Haus gestanden haben.
Vergleichsliteratur
Jones, G. I., The art of Eastern Nigeria, Cambridge 1984, p. 108 ffPublikationen
AHDRC: 0139808