Seltene Kopfskulptur
Adrian Schlag, Brussels, Belgium
Beschreibung
Holz, min. Pigmentreste, Muscheleinlage (rechtes Auge), Insektenfrass (v. a. linke Kopfseite), Sockel
Die drei kleinen Tabar-Inseln, Big Tabar, Tatau und Simberi liegen 30 Meilen östlich von Neuirland.
1971 präsentierte Jacques Kerchache der Öffentlichkeit einige dieser höchst seltenen monumentalen Köpfe in seiner Galerie in Paris. Er betrachtete sie als eine Art Archetypus der “malagan” Schnitzereien.
Kerchache beruft sich dabei auf alte Berichte von Bewohnern Neuirlands, nach denen die “malagan”- Objekte nicht aus eigenen Traditionen stammen, sondern vor langer Zeit von Tabar übernommen wurden, wobei dem strengen altertümlichen Stil einige freie und phantasievolle Details und dekorative Elemente hinzufügt worden seien (Kerchache 1971).
Der Kunsthistoriker Michael Gunn ordnete 2018 einen dieser bei Kerchache ausgestellten Tabar-Köpfe einer “malagan”- Untertradition zu, die als “Mendis” bekannt ist. Er belegt dies anhand stilistischer Merkmale, wozu vor allem der hohe gezackte Kopfschmuck und der besonders imposante zungenförmige Bart gehören.
Laut Gunn sind die meisten der auf den Tabar-Inseln geschaffenen “malagan”- Köpfe “marumarua“- Bilder des Geistes einer Person, keine porträthaften Darstellungen.
Gunn berichtet von einer “malagan”- Gedenkfeier auf Tabar, der er Anfang der 1980er Jahre beiwohnen konnte. Dabei wurde ein solch monumentaler, auf einen Pflock gearbeiteter Kopf, neben dem Ritualführer platziert, der auf einer Plattform kniete, die neben der großen “malagan”- Schauwand errichtet worden war. Laut Gunn diente der Kopf als Symbol ritueller Autorität bei der Übertragung des Eigentums von einer Generation zur nächsten, einem entscheidenden Teil der umfassenden “malagan”- Zeremonien.
Die meisten “malagan”- Bilder auf den Tabar-Inseln wurden geschaffen, um in einem rituellen Kontext Respekt zu zollen, und wurden dann zerstört oder dem natürlichen Zerfall anheim gegeben.