Seltene Fruchtbarkeitspuppe "okana kositi" ("Kind aus Holz"), vor 1914
Beschreibung
Holz, Straußeneierschale, Glasperlen, Leder, Perlmutt,
Dieser Figurentypus ist stets zylinderförmig mit rund verdickten Enden als Anspielung auf die “endunga”- Frucht des weiblichen Palmbaumes “Hyphaene ventricosa”, der bei den Ovambo als Symbol für weibliche Fruchtbarkeit gilt.
Auch die Perlschnüre, mit denen der Korpus umwickelt ist, haben symbolhafte Bedeutung. Perlen aus Straußeneierschalen stehen für die Graduierten der “efundula” Initiationsstufe - die dunkelblauen Glasperlen “omushambe” sind Symbol für Mutterschaft. Frühen Feldberichten zufolge wurde diese Zusammenstellung von Perlen von jungen Bräuten bis zum Zeitpunkt ihrer ersten Schwangerschaft getragen.
Perlstränge aus Straußeneierschalen und Knöpfe aus Elfenbein oder Conus-Schnecken dienten bei den Ovambo als Indikator für Reichtum. Auch dies wurde auf die Puppen übertragen.
Junge Frauen betrachteten es als besonders glücksverheißend, wenn sie eine solche Figur von ihrem Vater erhielten. Es muß aber auch durchaus üblich gewesen sein, daß die Puppen von der Mutter an die älteste Tochter weitergegeben wurden.
Zwei vergleichbare Ambo-Puppen - zwischen 1900 und 1908 von einem deutschen Militärarzt in diesem Gebiet gesammelt - wurden am 20. Juni 2006 bei Christie’s Paris (Lot 219, 220) versteigert.