Schlangenförmiger Kopfaufsatz "bansonyi" oder "a-Mantsho-na-Tshol" · Guinea, Baga · ID: 3052253
North German Private Collection (1975)
Beschreibung
Holz, Farbpigmente, Sockel
Die “Baga-Schlange“, die gewöhnlich als aufrecht stehende Skulptur präsentiert wird, wurde ursprünglich tatsächlich als Kopfschmuck getragen. Mit Hilfe eines kegelförmigen Gerüsts aus Palmzweigen wurde die hoch aufragende Skulptur auf den Schultern eines Tänzers gehalten, der unter Tüchern verborgen und mit einem üppigen Grasfaserrock bekleidet war. Der Tänzer führte schnelle Bewegungen aus; er ließ die Skulptur durch Beugen der Knie und Drehungen aus der Hüfte heraus sinken und rotieren. Die Darbietung des Schlangenkopfschmucks erforderte außergewöhnliche Kraft und Gleichgewichtssinn.
Nach mündlicher Überlieferung wurden die Vorfahren der Baga einst aus ihrer Heimat in den Bergregionen des Fouta Djallon im Landesinneren von Guinea vertrieben und fanden eine neue Heimat an der atlantischen Küste. Sie brachten ihre heiligen Masken mit, darunter auch einen Kopfschmuck, der das göttliche Wesen “a-Mantsho-na-Tshol“ darstellte (Lamp 1996: 52). Ihm wird zugeschrieben, die Ahnen ins neue Land geführt und sie beschützt zu haben, indem er Außenstehenden Furcht einflößte.
Die Schlange als Bildquelle für “a-Mantsho-na-Tshol“ knüpft an einen archetypischen Mythos an, der entlang der guineischen Küste verbreitet ist und dessen zentrales Wesen der Schlangen-Geist “Ninkinanka“ ist. Lamp (1996: 77) bemerkt: “Ninkinanka“ wird weithin als der Geist verehrt, der Regen schenkt, Reichtum verleiht und Unfruchtbaren Kinder bringt. “Ninkinanka“ erscheint in der Gestalt einer Schlange, die der Boakonstriktor ähnelt, die in den Sümpfen des Baga-Gebietes häufig vorkommt.
In diesem Kontext lassen sich die Baga-Schlangenfiguren als Inkarnation des Geistes “a-Mantsho-na-Tshol“ in Gestalt des “Ninkinanka“ deuten – ein archetypisches Bild, mit dem die Baga bei ihrer Ankunft an der Küste in Berührung kamen.
Die Schlangenkopfbedeckungen fungieren zudem als Clan-Insignien, wobei jede einzelne eine bestimmte Dorfgemeinschaft repräsentiert (Lamp 1996: 80).
Vergleichsliteratur
Lamp, Frederick John et al., Python Spirit on the Baga Coast, Milan 2023
Ausstellung
Washington D. C.: Museum of African Art: The de Havenon Collection, 1971

