Reliquiarwächterfigur "mbulu-ngulu"
Zemanek-Münster, 27 November 2010, Lot 506
Howard Nowes, New York, USA
Private Collection, New York, USA
Beschreibung
Holz, Metall, Sockel
Die eingesteckten figürlichen Skulpturen werden in der Literatur oft als “Reliquienwächterfiguren” bezeichnet, da sie den kostbaren Inhalt bewachen. Ihre Funktion ist jedoch komplexer. In gemeinschaftlichen Riten und rituellen Aufführungen dienten die Figuren als wirksame Vermittler der Macht der Vorfahren. Reliquien-Ensembles boten im Großen und Ganzen Hilfe und Schutz um die Gemeinschaft vor Unheil zu bewahren. Die “bwete”-Schreine sollten es den Lebenden ermöglichen mit den Ahnen im Geisterreich zu kommunizieren, die von ihren Nachkommen durch Opfergaben, Medizin und Gebete herbeigerufen wurden.
Die Hauptrituale im Zusammenhang mit den Ahnen, die von Eingeweihten durchgeführt wurden, bestanden zum einen im Darbringen von Speisen und im Salben der Schädel mit heiliger roter Salbe (“siya”). Zum anderen in der gelegentlichen öffentlichen Zurschaustellung der Reliquein mit dem Ziel, die Macht der Ahnen zu mobilisieren, wenn ein wichtiges Ereignis in der Gemeinschaft stattfand (eine Jagd, eine große kollektive Fischfangexpedition, eine Epidemie, ein Umzug des Dorfes, belastende Diskussionen etc.). Reliquienensembles spielten auch eine wichtige Rolle bei Initiationsriten, die mit der Weitergabe der Familiengeschichte und der Genealogie verbunden waren.
Der Besitz von Reliquien und Reliquiarwächterfiguren war für die betreffenden Clanchefs ein anerkanntes Zeichen für soziale und politische Macht. Man kann sagen, das die Ahnenverehrung sowohl bei den nördlichen, als auch bei den südlichen Kota im Mittelpunkt des sozialen und religiösen Lebens in den Dörfern stand.