Reliquiarwächterfigur "boho-na-bwete" oder "mbulu-ngulu"
Lore Kegel, Hamburg, Germany
Boris Kegel-Konietzko, Hamburg, Germany
Kegel-Konietzko & Dorn, Hamburg, Germany
Beschreibung
Holz, Metall, rest., rückseitig beschriftet “Kot 2”
In einem 1955, in einer Zeitschrift für den Herrn publizierten Artikel, ist vorliegende Reliquiarwächterfigur auf mehreren Fotografien zu sehen, die sie in den Wohnräumen Lore Kegels an einer Wand hängend zeigen.
Eine stilistisch vergleichbare Wächterfigur aus der Ndassa-Region (ex Heinrich Umlauff) publiziert bei LaGamma, 2007, S. 256, fig. 80.
Kota-Reliquiarwächterfiguren sind in ihrer Kombination aus Holz und gehämmertem Metall einzigartig unter den Formen afrikanischer Skulptur.
Wie bei den Fang, so spielt auch bei den Kota die Ahnenverehrung (“bwete”- Kult) eine sehr wichtige Rolle. Sie findet ihren Ausdruck in diesen anthropomorphen metall-verzierten Figuren, die im Norden “boho-na-bwete” und im Süden “mbulu-ngulu” genannt werden.
Die Kota glaubten, dass Reliquien wichtiger Männer und Frauen große Macht besitzen und den Nachkommen Schutz gewähren und Glück bringen können. Deshalb wurden Schädel und Knochen zusammen mit magischen Substanzen in geflochtenen Körben (“musuku mwangudu” oder “usuwu ngulu”) aufbewahrt.
Gelegentlich wurden die Reliquien öffentlich zur Schau gestellt, mit dem Ziel, die Macht der Ahnen zu mobilisieren, etwa wenn ein wichtiges Ereignis in der Gemeinschaft stattfand (eine Jagd, eine große kollektive Fischfangexpedition etc.).
Manchmal wurden die Wächterfiguren aus den Reliquienkörben entfernt und öffentlich präsentiert, etwa bei den jährlichen “bwete”- Festen. Wenn nicht in Gebrauch, wurden die Figuren und die Körbe mit Ahnenreliquien gewöhnlich in einer kleinen Kammer im hinteren Teil des Häuptlingshauses aufbewahrt.
Ab den 1870er Jahren gehörten die Kota-Reliquiarfiguren zu den ersten afrikanischen Skulpturen, die von europäischen Naturforschern und Entdeckern erworben wurden - darunter Paul Du Chaillu, Alfred Marche, Oscar Lenz und Pierre Savorgnan de Brazza. Seit dem frühen 20. Jahrhundert sammelten avantgardistische Künstler - darunter Europäer wie Pablo Picasso, Fernand Léger und Paul Klee, Amerikaner wie Alfred Stieglitz und Afrikaner wie Ernest Mancoba - die Kunst der Kota und ließen sich von ihr inspirieren.