Reliquiarfigur "mbulu-ngulu" ("Geist eines Verstorbenen")
Beschreibung
Kupferlegierung (Bronze, Messing), Kaolin, janusgesichtig, eine weibliche und eine männliche Seite, ungewöhnliche Form: ein schmales, im unteren Bereich eingezogenes Gesicht mit fächerförmig ausschwingender Mund-Kinnpartie, von scheibenförmig durchbrochenem Fortsatz kreisförmig eingefasst, vollständig mit Kupferblech überzogen, das mit eingestanzten Punktmustern verziert ist, separat gearbeitete Nase, gebohrte Augenlöcher, verhältnismäßig kleiner rautenförmiger Stiel, min. besch., rep. (Stiel);
seltene Form einer Reliquiarfigur. Ein vergleichbares Objekt befindet sich im Musée du Quai Branly, Paris, (Public Collection), Inventarnummer 3580111; es ist in die Region Okondja (Haut Ogooue) verortet.
Der Ahnenkult bildete das Zentrum des religiösen und sozialen Lebens innerhalb des Familienverbandes. Beim Tode eines Familienoberhauptes wurden seinem Körper diverse Reliquien entnommen und in Körben aufbewahrt, auf denen stilisierte Figuren befestigt wurden. Jeder Familienklan besaß ein Reliquiar, das in der Häuptlingshütte untergebracht war. Bei der Initiation in den Reliquiar-Kult fanden sich die Klans zusammen, um die kollektiven Rituale zu vollziehen. Jedes Klanoberhaupt führte mit dem Reliquiar in Händen einen Tanz auf.