Paar Falttaschen "parflèche"
Beschreibung
Rohleder (Rind oder Bison), leuchtende Farben, jede der vier Taschenklappen bemalt mit identischem Motiv, Bohrlöcher/Lederschnüre, min. best., Farbabrieb, Rückseiten stark fleckig/verschmutzt.
Diese Falttaschen wurden von allen in den Plains lebenden Indianervölkern hergestellt. Sie führten ein Nomadenleben und mussten ihre Besitztümer sicher von einem Ort zum anderen befördern. Die Behälter wurden stets paarweise angefertigt und wie Satteltaschen auf beiden Seiten eines Pferdes befestigt. Sie wurden für den Transport von Haushaltsgegenständen, Kleidung und vor allem auch für Reiseproviant, wie getrocknetes Fleisch oder “Pemmikan” (eine Mischung aus zerstoßenem Dörrfleisch und Fett), verwendet. Traditionell wurden die “parflèche” von Frauen hergestellt.
Die im Gebiet der Plains lebenden Indianer hatten mit den einst riesigen Bison-Herden ein unerschöpfliches Reservoir an Tierhaut, die zu diversen Gebrauchsgegenständen verarbeitet wurde. Rohleder wurde gewonnen, indem die Tierhaut enthaart, gesäubert und anschließend in der Sonne zum Trocknen aufgespannt wurde. Dadurch wurde ein steifes, aber äußerst strapazierfähiges und haltbares Leder gewonnen.
Dieser Beschaffenheit verdanken die Falttaschen ihren Namen, “parflèche”, der auf französische Händler zurückgeht und sich ableitet aus den Wörtern “parer” - abwehren und “flèche” - Pfeil, wohl darauf beruhend, dass das Rohleder so steif und hart war, dass es sogar Pfeile abwehren konnte.
Zur Herstellung eines “parflèche” wurden die Längsseiten eines rechteckigen Stückes Rohleder so nach innen geklappt, dass sich die Kanten berührten. Die Schmalseiten wurden danach ebenfalls nach innen umgeschlagen, so dass sie sich in der Mitte trafen, wo sie mit Lederriemen zusammengebunden wurden. Die leicht trapezoiden Taschenklappen wurden individuell bemalt mit buntem, meist geometrischem abstraktem Dekor. Ein zugespitzter poröser Büffelknochen diente zum Auftragen der Farben.