Mutter-und-Kind-Figur "lefem"
Christie’s Amsterdam, Van Lier Collection, 15 April 1997, lot 63
Beschreibung
Holz, bemalt mit gelbem und rotem Ocker, Kaolin und schwarzer Farbe, ein Kind mit eigentümlich verdrehtem Kopf auf dem Rücken tragend, quadratische Öffung im Rücken (der Oberkörper scheint vollständig ausgehöhlt), Reste eines alten Sammlungsetiketts “Van Lier” an der Innenseite des linken Fußes, min. best., Fehlstellen (rechtes Ohr, Frisur, Nase, Mund), durchgehender Riss (vom Nacken durch den ganzen Oberkörper), möglicherweise rep. (Nase), auf Sockelplatte;
in der früheren Forschung wurden solch großformatige Figuren als Gedenkfiguren “lefem” klassifiziert. Diese stellten meist hochgestellte, namentlich bekannte Personen dar und wurden bei speziellen Zeremonien vor dem Palast dem Volk präsentiert. Bei Mutter-Kind-Figuren handelte es sich dabei meist um Königsmütter oder Ehefrauen des regierenden Königs. Die neuere Forschung hat einen Zusammenhang mit dem Zwillingskult nachgewiesen. Neugeborene Zwillinge werden vor einer Mutter-Kind-Figur hingegelegt/präsentiert und es wird ihnen ein Opfer dargebracht. Entsprechend der Bedeutung von Zwillingen erreichten auch ihre Mütter eine hohe gesellschaftliche Stellung. Zwillinge hatten in der Regel das Privileg dem König zu dienen.