Zemanek-Münster

Männliche Wächterfigur "eyema byeri"

Äquatorialguinea, Rio Muni, Fang - Ntumu Gebiet
nicht mehr erhältlich
Provenienz
Manuel Corachan, Spain (worked in Equatorial Guinea as a medical doctor, collected the figure in situ before 1935)
David Serra, Barcelona, Spain
Pierre Dartevelle, Brussels, Belgium
Größe
H: 45 cm
H: 17.7 inch

Beschreibung

Holz, rot- bis schwarzbraune Patina, in sitzender Haltung, mit beiden Händen die Oberschenkel umfassend, auffallend schmaler Rumpf mit muskulösen Armen, besonders kräftige Unterschenkel, wohlgeformter Kopf mit vorspringender Mundpartie und Nagelköpfen als Augen, diademartig abgesetztes Haarband, Schopffrisur mit Kamm und Bohrloch zur Befestigung von Federschmuck “aseng”, auf Pflock gearbeitet, min. best., kleinere Fehlstellen (Nase, Mund, Ohren), größere Fehlstelle (beide Fußspitzen), Riss (Pflock), rest. (rechte Kopfseite), Sockel;
vergleichbare Figuren wurden 1904-09 von Günter Tessmann für die Völkerkunde Sammlung in Lübeck in situ gesammelt (Tessmann 1913:119).
Die Ahnenverehrung der Fang dreht sich immer nur um Schädel der nächsten Verwandten, vor allem des Vaters, der Mutter oder des Onkels väterlicherseits usw., die einige Wochen oder Monate nach der Bestattung wieder ausgegraben und gereinigt wurden. Sie wurden zusammen mit Medizinen und trockenen Bananenblättern in Rindentonnen gelegt. Obenauf wurden Holzfiguren befestigt, die wir laut Tessmann Ahnenfiguren nennen können, wenn auch nicht jede einzelne eine bestimmte Person vorstellen soll. Sie sollten Uneingeweihte, vor allem neugierige Frauen davon abhalten, den Inhalt der Tonne zu untersuchen. Die Figuren kommen in unterschiedlichen Formen vor. Die älteste war ein einfacher Kopf, später machte man halbe und zuletzt ganze Figuren, an deren Rücken man einen Zapfen stehen ließ, der in die Schädeltonne hineingesteckt wurde, so daß die Figur auf ihrem Rand zu sitzen scheint. Schädeltonne und Ahnenfigur wurden manchmal in speziellen heiligen Hütten aufbewahrt, meist aber war man zu bequem dazu und ließ sie einfach in einer Ecke des Wohnhauses stehen.
Wenn es die Gemeinschaft für nötig befand, wurde ein großes Ahnenfest “malan” ausgerichtet, um den Segen der Ahnengeister zu erbitten. Dabei wurden auch junge Initianden in den Kult eingeführt. Dazu wurden die Schädel einige Tage vor dem Fest besonders “gepflegt”, d. h. sie wurden mit Rotholz (“baphia nitida”) beschmiert und sie erhielten regelmäßig Speiseopfer. Bei dem eigentlichen Fest fand über einer Wand eine Art Puppenspiel mit den Wächterfiguren statt. Am Höhepunkt des Festes wurden die Schädel aus den Behältern genommen und auf Bananenblättern auf die Erde gelegt. Ein Ältester aus dem Dorf richtete sodann die Bittgesuche an die Schädel, z.B. um besseres Jagdglück, bessere Ernten, größeren Kindersegen usw. Das zwei Tage währende Fest wurde begleitet von Tänzen und Trommelmusik, Tieropfern, dem Mischen von Medizinen, Salbung von Schädeln und Initianden, Bäumeschütteln etc.
Die Ntumu Fang leben im nördlichen Gabun und im äußersten Süden Kameruns, sowie in Äquatorialguinea (Rio Muni).
Schnitzer der Ntumu versuchten die symbolhafte Bedeutung wichtiger Körperteile durch übersteigerte Darstellungsweise hervorzuheben: den Kopf als Sitz der Lebenskraft, den betonten Nabel als Bindeglied zwischen den Generationen, männliche und weibliche Geschlechtsmerkmale als Zeichen von Fruchtbarkeit. Obwohl die Figuren in Kombination mit menschlichen Überresten verwendet werden, haben sie nichts erschreckendes oder beängstigendes an sich. Vielmehr zeigen sie Ahnen mit verinnerlichtem meditativem Ausdruck. Trotzdem aber wurden die “eyema bieri” gefürchtet und mit großer Sorgfalt behandelt.


Expertise

Louis Perrois, 07.07. 2010, Paris, France

Vergleichsliteratur

Tessmann, Günter, Die Pangwe, Bd. 2, Berlin 1913, p. 115 ff.

Publikationen

David Serra, Imaginaire Tribal, 8 septembre - 12 septembre 2010, Barcelone 2010, p. 29

Ausstellung

Paris, Parcours des Mondes 2010, 8 septembre -12 septembre 2010

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Verpassen Sie keine Auktion! Schließen Sie sich unserer Community von über 10.000 Tribal Art Sammlern an und erfahren Sie es als erstes, wenn es Neuigkeiten gibt.

Jetzt abonnieren