Kraftfigur "njom"
Beschreibung
Holz, stark krustierte Patina, Sockel
Diese schematisierten Figuren mit ihrer typischen dicken Russpatina sorgen bereits seit langer Zeit für Verwirrung. Sind sie den Keaka zuzuschreiben, wie Hans-Joachim Koloss, Barry Hecht und Jill Salmons es taten ? Viele Jahre hielt man das für falsch und verortete die Figuren bei den Kaka.
Bruno Claessens befasste sich jüngst ausführlich mit dem verwirrenden Thema und kehrte zurück zu den Anfängen. In seinem Katalog zur Ausstellung “Révélée - Unveiled” auf dem Parcour des Mondes, Paris, 10. bis 15. September 2024, setzt er sich mit der Geschichte, der Herkunft und den stilistischen Merkmalen der Keaka-Skulpturen auseinander. Seine akribischen wissenschaftlichen Recherchen definieren den einzigartigen Beitrag der Keaka zur afrikanischen Kunst neu und heben den außergewöhnlichen Charakter ihrer Statuen hervor.
Jill Salmons (und andere Autoren nach ihr) gingen davon aus, dass alle Keaka-Figuren als “enok-ateng” - Statuen betrachtet werden können, wie sie einst von Hans-Joachim Koloss beschrieben wurden. Koloss berichtete, dass lokale Heiler der Keaka “Medizin”- oder “Kraft”- Figuren verwendeten, die “enok ateng” genannt wurden, was so viel wie “allein kämpfend” bedeutet. Diese Figuren seien geschaffen worden, um den Heilungsprozess zu unterstützen, indem sie halfen, böse Kräfte abzuwehren. Die Figuren wurden in einem Ritual verwendet, bei dem Kräuter und Opferblut auf den Körper gestrichen wurden, während der Heiler die Götter anflehte, der Skulptur Kraft zu verleihen.
Claessens würdigt die Forschungsergebnisse von Koloss. Die anthropomorphen “enok ateng”- Statuen sieht er jedoch als Teil einer breiteren Kategorie ritueller Objekte, die als “ajom“ (sing. “njom”) - “magische Medizin“ bekannt sind. “Ajom” spielten eine wichtige Rolle im Lebenskampf der Keaka, in Zeiten, in denen die Lebenserwartung des Einzelnen gering war und er ständig von vielfältigen Gefahren umgeben war.
Fest steht, die Figuren bleiben weiterhin faszinierend und geheimnisumwittert. Die abstrakte Interpretation des menschlichen Körpers verleiht diesen Statuen einen modernen, universellen Reiz, während ihre typische, dick krustierte Patina sie mit etwas Geheimnisvollem, Mystischem umgibt.