Gesichtsmaske der "mblo"-Gruppe
Heléne Amiault Girault, Bagnolet, France
Beschreibung
Holz, matt glänzende braune Patina, von großflächiger runder Form, das eigentliche Gesichtsfeld auf kleiner Fläche angesiedelt, erhabene Skarifikationen, fein gerillte diademförmig angelegte Frisur, von Vogelskulptur bekrönt, min. besch., Bohrlöcher rückseitig;
Tänze bei denen “mblo”-Masken auftreten sind stets “Frauen-Tänze”, so genannt, weil es Frauen erlaubt ist daran teilzunehmen und auch aufgrund der Tanzbewegungen, die als besonders feminin und ästhetisch gelten. Getragen werden die Masken aber natürlich stets von Männern. Die sogenannten “gbagba”-Tänze dienen der Unterhaltung und werden an Ruhetagen aufgeführt, wie etwa Neujahr, bei der Ankunft bedeutender Besucher und an nationalen Feiertagen, sowie auch bei Begräbnisfeierlichkeiten für bedeutende Frauen. Die “mblo”-Masken treten am Ende der Tänze auf. Sie porträtieren Personen aus dem Dorf, die anhand von bestimmten Merkmalen, wie Haarfrisur oder Skarifikationen für jeden erkennbar sind. In der Vergangenheit fanden diese Tänze mehrmals im Monat statt, in der zweiten Hälte des zwanzigsten Jahrhunderts jedoch verloren sie an Bedeutung. Heutzutage erscheinen sie fast nur noch bei Beerdigungen von Frauen.
Gabriel Viaud-Bruant war als Veterinär bei der Kavallerie in Poitiers tätig. Ab dem Jahre 1895 verschrieb er sich ganz seinem Hobby, der Botanik und wurde Buchautor zum Thema Gartenkunst und Pflanzenmalerei. In seinem Hause scharte er Künstler um sich und besaß eine Sammlung mit Werken von Ribera und Matisse bis Dufy. Über die Kunst dürfte er, wie so viele andere auch, zum Sammeln afrikanischer Objekte gelangt sein. Seine Sammlung befand sich von seinem Tode im Jahre 1948 bis 2013 in Familienbesitz, zuletzt bei Madame Hélene Amiault Girault, die mit einem Enkel Viaud-Bruants verheiratet war (siehe auch Lose 214, 402).
Ein Werk desselben Künstlers findet sich bei Carl Einstein, Negerplastik, erschienen 1920.