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Zemanek-Münster

Exzellente "malagan" Figur, vor 1899 ·  Papua-Neuguinea - Bismarck Archipel - Neu Irland · ID: 3052085

Aufruf 25.000 €
Schätzpreis 50.000 €
Provenienz
Albert Hahl (1868-1945), Bavaria, Germany
Linden-Museum, Stuttgart, Germany (1899)
Ludwig Bretschneider, Munich, Germany (1959)
Größe
H: 62,5 cm
H: 24.6 inch

Beschreibung

Holz, Kalk, roter Ocker, schwarzes Pigment, Muscheleinlage, schwarze Masse, Samen, Pflanzenfasern, in schwarzer Farbe handschriftlich beschriftet: “4461 - Dr. Hahl.”, rest., Sockel

Laut Inventarbuch des Linden-Museums Stuttgart gelangte diese Figur 1899 als Schenkung von Dr. Albert Hahl in die Bestände des Museums. Sie ist verzeichnet als “geschnitzte Holzfigur” mit historischem Fundort “Neu Mecklenburg, Nord”. Am 06.03.1959 wurde sie im Tausch an Ludwig Bretschneider abgegeben.

Der Begriff “malagan” bezieht sich auf eine komplexe Reihe von Zeremonien und die damit verbundenen visuellen Kunstformen.

“Malagan”- Riten markieren fast alle wichtigen Lebensabschnitte der Bewohner Neu Irlands. Ihr ganzes Leben lang versuchen sie Rechte auf “malagan”- Abbilder und die damit verbundene Abhaltung von Riten zu erwerben. Besonders Männer treten in eine Art Wettstreit, um eine größtmögliche Anzahl an “malagan”- Abbildern zu erwerben, ein Besitz, der ihnen Ansehen und Status einbringt.

Die spektakulärsten “malagan”- Schnitzereien werden während der letzten Gedenkzeremonie zu Ehren eines Verstorbenen angefertigt und ausgestellt. Diese findet aufgrund der hohen Kosten und umfangreichen Vorbereitungen oft erst Monate oder Jahre nach dem Tod einer Person statt. Ziel der Zeremonie ist es, “den Tod zu vollenden”. Das geschieht, indem der Verstorbene und seine zu Lebzeiten erworbenen Verdienste noch einmal in Erinnerung gerufen und gewürdigt werden - und er anschließend dem Vergessen anheimgegeben wird. Dazu ist es notwendig, dass alle rechtlichen und persönlichen Angelegenheiten geklärt, dass sein Landbesitz übertragen und die Nachfolge seiner Position, die er innerhalb des Clans und der Gemeinschaft innehatte, geregelt sind. Auf einer mehr esoterischen Ebene beinhaltet der Prozess die Zurückgewinnung seiner Lebenskraft, die während der Festlichkeiten den “malagan”- Objekten innewohnt und am Ende der Zeremonie reaktiviert und auf die Teilnehmer übertragen wird.

Das Fest beinhaltet: die Errichtung eines “malagan”- Hauses als Präsentationsfläche für die hergestellten “malagan”- Objekte, den Auftritt maskierter Tänzer, den Austausch größerer Mengen von Muschelgeld, ein üppiges Mahl mit Taro, Schweinefleisch und Bananen, das Schlachten einer Vielzahl von Schweinen, die vor dem “malagan”- Haus in Reihen auf dem Boden ausgelegt werden, während angesehene Älteste Reden halten und den rituellen Austausch leiten, der die Zeremonie abschließt.

Nach Beendigung des Festes, nachdem die “malagan”-Schnitzereien ihren Zweck erfüllt haben, werden sie entweder zerstört, dem natürlichen Zerfall anheim gegeben oder an Außenstehende verkauft.

Nach dem Studium der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften trat Albert Hahl 1895 in den deutschen Kolonialdienst ein. Zunächst war er als Reichsrichter im Bismarck-Archipel tätig (1896-1898). 1899 übernahm er das Amt des Vize-Gouverneurs, 1902 dann das des Gouverneurs von Deutsch-Neuguinea. Bei Konfliktlösungen setzte er, statt auf harte Vergeltungsmaßnahmen, auf die Einbindung lokaler Würdenträger („Luluai“). Hahl gründete mehrere Regierungsstationen im Bismarck-Archipel, in Nordost-Neuguinea und auf den deutschen Salomonen.

Er war ein begeisterter Sammler lokaler materieller Kultur. Viele der von ihm gesammelten Artefakte sind heute in deutschen Museen wie dem Grassi-Museum in Leipzig, dem Linden-Museum Stuttgart, dem Museum Fünf Kontinente in München und dem Naturhistorischen Museum Nürnberg zu finden.

Hahl verließ Deutsch-Neuguinea kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Nach dem Krieg zog er sich aus dem Kolonialdienst zurück. Er engagierte sich weiterhin politisch für die Rückgewinnung der deutschen Kolonien, schloss sich jedoch nie der Welle des deutschen Nationalismus an.


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