Anthropomorpher Tanzaufsatz, vor 1905
Graf Karl Heinrich von Linden (1838-1910), Stuttgart, Germany
Linden-Museum, Stuttgart, Germany, Inventory No. 43112
Ludwig Bretschneider, Munich, Germany (1961)
Peter & Veena Schnell, Zurich, Switzerland
Sotheby’s, Paris, 3 December 2004, lot 107
Beschreibung
Holzkern, mit Ausnahme von Augen und Mundöffnung vollständig überzogen mit Tierhaut (Antilope), die rötlich-braun, bzw. schwarzbraun eingefärbt ist, Augen mit Zinnblech-Einlage, eingesetzte Zähne aus Holz, Echthaar-Frisur, erhabene Skarifikationen an Stirn, Schläfen und Hals, in weißer Farbe handschriftl. beschriftet: “43112- Bangwa- v. Knobloch- v. Linden.”, Sammlungsnummer “43112” innen, altes Sammlungsetikett: “… 43112-W.Afr. Kamerun.Bangwa. - Kopf - Gesch.Graf v. Linden.Ges.Hptm.v.Knobloch”, min. best. (winziger Riss über der Nasenwurzel), kleine Fehlstelle (Teil der Zinneinlage am linken Auge), Sockel;
ursprünglich sollen diese Tanzaufsätze aus echten Menschenschädeln von erschlagenen Feinden bestanden haben. Sie wurden bei der Trophäenparade vorgeführt, bei der die jungen Krieger die Schädel als Mannbarkeitsbeweise auf dem Kopf trugen.
Die Kopfaufsätze tragen zwar sehr realistische, aber keine porträthaften Züge und sind keine Verkörperungen eines bestimmten Ahnen. Vielmehr werden sie über Generationen weitervererbt und verkörpern zusammengenommen die edlen Taten aller Ahnen, die sie jemals in Besitz hatten.
Die Verwendung von Menschenhaut als Überzug des Holzkernes ist nur vage belegt, üblicherweise wurden dünn geschabte Antilopenhaut, auch Affen- oder Schafleder, sowie Schweineblasen eingesetzt.
Die hautüberzogenen Kopfaufsätze traten unter anderem bei der “ngbe”- Gesellschaft der Ejagham auf, einem reinen Männerbund, der als ältester Geheimbund im Cross-River-Gebiet gelten kann. “Ngbe” bedeutet in der Sprache der Ekoi “Leopard”. Der Leopardenbund fungierte als eine Art verbindende Institution für die verstreut lebenden Volksgruppen des Cross-River-Gebietes.
Oberleutnant von Knobloch war ab Juni 1903 in der Schutztruppe für die deutsche Kolonie Kamerun eingestellt. Um 1904/05 war er in Bamenda und Bamum stationiert. Er war an der Unterwerfung der Anjang beteiligt und nahm an mehreren militärischen Expeditionen zur Unterstellung der dortigen Chefferien unter die deutsche Oberhoheit teil. Im Oktober 1905 schied er aus der Schutztruppe aus.
Vergleichsliteratur
Florian Hoffmann, Okkupation und Militärverwaltung in Kamerun, Teil II, Göttingen, 2007 (A76)Publikationen
AHDRC: 0090769