Zemanek-Münster

Anthropomorpher Tanzaufsatz

Nigeria, Cross River, Ogoja Provinz, Ekoi (Ejagham), Akparabong
verkauft 6.000 €
Provenienz
Okpun Echum, Adijinkpor Village, Ogoja Province, Southeast Nigeria
Knut Byström (1912-1993), Östersund, Sweden (1953)
Family Estate (since 1993)
Größe
H: 37 cm
H: 14.6 inch

Beschreibung

Holz, Tierhaut, Zinnblech, Pigmente, Korbgeflecht,
Die Akparabong (auch Ekparabong) sind ein zu den Ekoi (oder Ejagham) gehörender Clan, der entlang des Aweyong, einem Nebenfluss des Upper Cross River, lebt.

Sie stellen charakteristische, mit Haut überzogene Tanzaufsätze und Helmmasken her. Die Gesichter zeichnen sich aus durch eine hohe, gewölbte Stirn, einen markanten Mund mit gefeilten Schneidezähnen und eine meist aufwändige Bemalung.

Ein vergleichbarer Kopfaufsatz publiziert bei Wittmer, 1978, p. 79, ill. 187.

Vorliegender Kopfaufsatz wurde 1953 von Knut Byström vor Ort gesammelt, als er (Zitat) “einige der wilden und primitiven” Stämme am Oberlauf des Cross River in Nigeria besuchte. Der Erwerb des hautüberzogenen Aufsatzes ist in einem Brief erwähnt, den Byström am 20. Oktober 1953 verfasste.

Die Früchte seiner Feldforschung schrieb er in der Abhandlung “Notes on the Akparabong Clan” nieder. Hier finden sich nicht nur eine Abbildung des Kopfaufsatzes, sondern auch Fotos des Vorbesitzers, Okpun Echum, der zu dieser Zeit Chief des Dorfes Adijinkpor war. Auf einem der Fotos trägt er ein Ziegenfell über dem linken Arm, laut Byström Zeichen dafür, daß er zur Gesellschaft der “tapferen Männer” gehörte, was bedeutet, daß er viele Feindesköpfe erbeutet hatte.

Die Gesellschaft der “tapferen Männer” verweist auf die “egbe”, “ngbe” oder “Leoparden-Gesellschaft”, die die älteste Geheimgesellschaft im Cross River-Gebiet ist. Sie ist ein reiner Männerbund, der wahrscheinlich aus einem Zusammenschluß von Kriegern entstand und während des atlantischen Sklavenhandels besondere Bedeutung erlangte.

Früher sollen diese Tanzaufsätze aus echten menschlichen Schädeln von getöteten Feinden gefertigt worden sein. Sie wurden bei der Trophäenparade vorgeführt, bei der die jungen Krieger die Schädel als Mannbarkeitsbeweise auf dem Kopf trugen. In Gebieten, deren Bevölkerung ständig durch Überfälle, Sippenfehden, Stammeskriege oder Sklavenjagden bedroht war, verwundert die Herausbildung einer solchen Praxis, die nach der Leistungsfähigkeit des jungen Mannes im Kampf fragt, keineswegs.

Später wurden die echten Schädel dann durch solche aus Holz ersetzt.
Analog wandelte sich ihre Bedeutung von einem Trophäen- zu einem Ahnenkult. Entsprechend wurden sie nicht mehr bei Kriegstänzen, sondern bei Initiationsriten und Beerdigungszeremonien eingesetzt. Byström berichtet, daß beim Tode eines wichtigen Mannes sieben Anführer um den Leichnam herum einen bestimmten Tanz aufführten, wobei sie diese hautüberzogenen Aufsätze trugen (Byström, S. 19).

Die Kopfaufsätze zeigen zwar realistische, aber keine porträthaften Züge und sind keine Verkörperungen eines bestimmten Ahnen. Vielmehr werden sie über Generationen weitervererbt und verkörpern zusammengenommen die edlen Taten aller Ahnen, die sie jemals in Besitz hatten. Wobei sie für den jeweiligen Erben natürlich den jeweils jüngstverstorbenen Besitzer repräsentieren.

Die Verwendung von Menschenhaut als Überzug des Holzkernes ist nur vage belegt, üblicherweise wurden dünn geschabte Antilopenhaut, auch Affen- oder Schafleder, sowie Schweineblasen eingesetzt.


Vergleichsliteratur

Wittmer, Marcilene K. & William Arnett, Three Rivers of Nigeria, Atlanta 1978, p. 79, ill. 187

Publikationen

Knut Byström: "Notes on the Ekparabong Clan", in: Orientalia Suecana, Vol. III, Fasc.1, Uppsala 1954, p. 3 - 26, published on p. 17, Fig. 15 (two views)

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