Anthropomorphe Steinstele
Beschreibung
Sandstein, beritzt mit Patronengurt an gekreuzten Schulterriemen, Flechtenbewuchs, Spuren von Lehm und Pigment, Metallsockel;
die Arusi sind eine zu den Galla (Oromo) gehörende Volksgruppe im Süden Äthiopiens, die vor allem durch ihre bedeutenden Grabanlagen aus Stein bekannt geworden sind. Beim traditionellen Grab umstehen wenigstens vier Stelen - in zwei Paaren - einen aus Felsschutt aufgeschütteten Tumulus. Zwischen dem Hügel und den Steinen wachsen Bäume oder Sträucher. Die dem Grab abgewandte Außenseite der Stelen trägt Ritzungen. Neben diesen plattenförmigen Stelen finden sich auch menschengestaltige “Shilouetten-Stelen”, wie die vorliegende.
Das Stelengrab bleibt dem “Töter” und Helden vorbehalten. Er muss wenigstens einen Feind erschlagen oder eine von drei Arten Großwild - bei den Arusi Löwe, Leopard und Elefant - erfolgreich gejagt haben, außerdem muß er Nachkommen gezeugt haben (ihre Anzahl bestimmte angeblich die Zahl der umstehenden Steine). Das Recht auf ein Stelengrab ist im “gada”-System der Galla verankert. Frauen und auch Männer, die weder Feinde noch Großwild getötet hatten, erhielten nur weiße unbemalte Stelen oder mußten sich mit einem schmucklosen Grabhügel (Tumulus) zufrieden geben.
Die Bedeutung der Zeichen auf den Steinen ist im Laufe der Zeit verloren gegangen. Die Arusi berichteten, dass sie erst vor einigen hundert Jahren in die Gegend gezogen seien und die Monumente von den damals dort ansässigen Gruppen übernommen hätten. Jene seien entweder vertrieben oder assimiliert worden.
Die Stelenfelder waren Orte der Andacht, an denen sich die Menschen regelmäßig trafen, um durch Opfer und Bittgebete den Schutz ihrer Ahnen zu erlangen.
Vergleichsliteratur
Georg Gerster, Äthiopien, Zürich 1974, p. 282 ff.Publikationen
AHDRC: 0130425