Anthropomorphe Gesichtsmaske "sachihongo" (oder "samahongo")
Jens Jahn, Munich, Germany
Thomas Olbricht, Essen, Germany
Beschreibung
Holz, Pigmente, Pflanzenfasern, in weißer Farbe handschriftl. aufgebrachte Sammlungsnr. “FC9082”, Sockel
“Sachihongo” verkörpert den Geist eines kulturellen Archetyps - gilt als Inkarnation eines mächtigen Jägers, wird aber auch als Ahnenhäuptling, bzw. Ältester oder Wahrsager angesehen.
Marc Leo Felix verfasste eine umfangreiche Forschungsarbeit über die Maskencharaktere der Völker des Oberen Sambesi. Als er eine “sachihongo”- Maske bei einem Auftritt in Sambia sah, erzählten ihm seine Mbunda-Freunde, “sachihongo” sei ein “bwana kubwa muzee kali” - ein großer männlicher Boss, alt und stark" (Felix & Jordan,1998, S. 73).
Die Maske des “starken Mannes” repräsentiert Männlichkeit, Macht, Fruchtbarkeit und Reichtum. Das Äquivalent der Mbunda “sachihongo” Maske ist die “cihongo” Maske der benachbarten Chokwe. Welche der beiden ethnischen Gruppen jedoch den Prototyp kreierte, bleibt unklar.
“Sachihongo” ist Teil eines Repertoires von Initiationsmasken der Mbunda und Mbalango, die generell als “makishi” (sing. “likishi”) bekannt sind. Sie erscheinen im Rahmen der als “mukanda” bezeichneten Initiation und Beschneidung der Knaben. Die “makishi” üben positive Einflüsse auf das Initiationslager und die Gemeinschaft als ganzes aus. Sie verleihen dem Camp unmittelbaren und übernatürlichen Schutz, erziehen heimlich Novizen und helfen den Menschen, sich soziale Werte einzuprägen, indem sie durch öffentliche Auftritte zu moralischen Normen, zur Geschichte und selbst zu politisch-ökonomischen Umständen und Ereignissen Stellung beziehen.
Die Maske wurde ergänzt durch Feder-Kopfschmuck und Grasfaserbart. Dazu trug der Tänzer einen netzartigen Anzug und einen Rock aus Palmblättern und tanzte in schnellem Rhythmus.
Europäische Besucher berichteten bereits ab den 1870er Jahren von “makishi”- Maskentänzen der Mbunda, wobei die Tradition vermutlich viel weiter zurückreicht. 2005 wurde die Tänze in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.